Bevor ich die ersten Neuerscheinungen des Frühjahrs lese, gibt es ein Buch aus dem Sommer 2021 als Buchtipp. Eindrücklich und spannend erzählt Constanze Neumann ihre eigene Familiengeschichte. Sie beginnt im Jahr 1864 mit ihrer UrurgroßmutterAnna. Emotional, mitreißend und anschaulich tut sie das. Ich habe dieses Buch mit großem Vergnügen gelesen.
Als ihr Sohn Heinrich 1881 zur Welt kommt, setzt Anna Reichenheim große Hoffnungen auf diesen Erstgeborenen. Doch Heinrich schert sich nicht um die Konventionen seiner großbürgerlichen jüdischen Familie. Er erliegt den Verlockungen des Berliner Nachtlebens und verliebt sich in die ganz gewöhnliche Marie, die seine Mutter nicht akzeptieren kann. Gemeinsam suchen Heinrich und Marie in den USA ihr Glück, bis der Erste Weltkrieg sie zurück nach Deutschland holt. Sie bleiben ausgeschlossen aus der Familie, auch als die Schatten der Weltwirtschaftskrise und des aufkommenden Nationalsozialismus sich über das Land legen. Anna stirbt 1932 unversöhnt mit Heinrich, nicht ahnend, was ihrer Familie bevorsteht. Während seine Geschwister fliehen oder vertrieben werden, bleibt Heinrich in Deutschland zurück. Wieder ist es Marie, die ihm Halt gibt, als sie ums Überleben kämpfen.