Mary Shelley tat es. Annette von Droste-Hülshoff auch. Else Lasker-Schüler. Und viele andere Frauen: Wandern. In der Natur unterwegs sein. Schritt für Schritt. Womöglich sogar allein? Angesichts unzähliger Bücher und Bilder vom malerisch einsam durch die Welt streifenden Mann, die ich zwar immer gern lese, aber wo mir doch eine Perspektive stets fehlt, bin ich ganz begeistert vom klug erzählten Buch von Anneke Lubkowitz über Draufgängerinnen, Wanderinnen und Abenteurerinnen.
Es ist kein Zufall, dass Caspar David Friedrichs berühmtes Bild Der Wanderer über dem Nebelmeer einen Mann zeigt: Der Naturraum wird hier als Männerdomäne markiert. Frauen spielten als historische und literarische Wanderinnen selten eine Rolle. Anneke Lubkowitz, selbst von der Stubenhockerin zur Ausflüglerin geworden, hat sich aufgemacht, ihre Vorgängerinnen aufzuspüren und zu würdigen. Sie nimmt uns mit auf eine Entdeckungsreise voller überraschender Geschichten. Auf ihren Touren begegnet sie: Sophie von La Roche, Bettina Brentano, Karoline von Günderrode, Mary Shelley, Annette von Droste-Hülshoff, Mathilde Franziska Anneke, Emmy Hennings, Else Lasker-Schüler, Simone de Beauvoir, Annemarie Schwarzenbach und Octavia E. Butler. Anhand dieser Frauen zeigt sich, dass Wandern sehr viel mehr ist als das Erobern von Landschaften. Es geht vor allem um Autonomie und Freiheit – und den weiblichen Blick auf die Natur.