McEwans Nussschale ist eine geniale Adaption des Hamlet-Stoffes. Der Fötus, der hier eine Geschichte von Mord und Verrat erzählt, ist kein unbeschriebenes Blatt, sondern ein Intellektueller, der sich mit dem Zustand der Welt beschäftigt: Flüchtlingskrise, soziale Ungleichheit und Erderwärmung – es gibt kein Thema, zu dem er sich nicht zu äußern weiß. Wie nebenbei beruft er sich dazu u.a. auf den französischen Philosophen Roland Barthes! Es ist der widersprüchlicher Zustand der Welt, an dem das Baby leidet: Wie Shakespeares Hamlet ist auch McEwans Erzähler ein an der Wirklichkeit zweifelnder Melancholiker, der seine Zerrissenheit mit Witz, Wortgewalt und Esprit auf den Punkt bringt. Großartig!
Trudy betrügt ihren Ehemann. Sie wohnt nach wie vor in seinem Haus – einem heruntergekommenen Einfamilienhaus in London, das ein Vermögen wert ist –, aber ohne ihren Gatten, den Dichter und Verleger John. Stattdessen geht dort sein Bruder ein und aus, der zutiefst banale Bauunternehmer Claude. Trudy und Claude haben einen Plan. Doch ihre Intrige hat einen Zeugen: das wissbegierige, knapp neun Monate alte, ungeborene Kind in Trudys Bauch.
Von List und Leidenschaft, Verrat und Mord – ein atemberaubendes Drama, erzählt aus einer der ungewöhnlichsten Perspektiven der zeitgenössischen Literatur.