Keine Frage, McEwan gehört zu den ganz großen der englischen Gegenwartsliteratur. Das zeigt er auch mit Honig, seiner literarischen Variante des Spionageromans: Der Leser bekommt hier nicht nur einen Einblick in die kulturellen Machtspiele während des Kalten Krieges, sondern erlebt auch, wie McEwan sein eigenes Kurzgeschichten-Repertoire umschreibt und zur Fiktion innerhalb der Fiktion werden lässt. Doch schon wie bei Abbitte lebt der Roman auch von seinem Ende, an dem der Erzähler raffiniert seine Fäden zieht …
Serena Frome ist schön, klug und schließt gerade ihr Mathematik-Studium in Cambridge ab – eine ideale Rekrutin für den MI5, den britischen Inlandsgeheimdienst. Man schreibt das Jahr 1972. Der Kalte Krieg ist noch lange nicht vorbei, und auch die Sphäre der Kultur ist ein umkämpftes Schlachtfeld: Der MI5 will Schriftsteller und Intellektuelle fördern, deren politische Haltung der Staatsmacht genehm ist. Die Operation trägt den Codenamen »Honig«. Serena, eine leidenschaftliche Leserin, ist die perfekte Besetzung, um den literarischen Zirkel eines aufstrebenden jungen Autors zu infiltrieren. Zunächst liebt sie seine Erzählungen. Dann beginnt sie, den Mann zu lieben. Wie lange kann sie die Fiktion ihrer falschen Identität aufrechterhalten? Und nicht nur Serena lügt wie gedruckt.