Als die nordamerikanischen Kolonien 1776 ihre Unabhängigkeit vom britischen Königreich erklärten, lebten in den Vereinigten Staaten von Amerika 460.000 Sklaven, von Menschenhändlern aus Afrika Verschleppte und ihre Nachkommen. Ihre Geschichte erzählt Yaa Gyasi in ihrem Debüt und schlägt dabei einen Bogen von der Goldküste des 18. Jahrhunderts bis zum Amerika der Gegenwart. Indem sie ihren Roman über viele Generationen entwirft, schildert sie Sklaverei und Rassentrennung als ein System der Unmenschlichkeit, das auch heute noch nachwirkt. Ein großer Wurf!
Obwohl Effia und Esi Schwestern sind, lernen sie sich nie kennen, denn ihre Lebenswege verlaufen von Anfang an getrennt. Im Ghana des 18. Jahrhunderts heiratet Effia einen Engländer, der im Sklavenhandel zu Reichtum und Macht gelangt. Esi dagegen wird als Sklavin nach Amerika verkauft. Während Effias Nachkommen über Jahrhunderte Opfer oder Profiteure des Sklavenhandels werden, kämpfen Esis Kinder und Kindeskinder ums Überleben: auf den Plantagen der Südstaaten, während des Amerikanischen Bürgerkrieges, der Großen Migration, in den Kohleminen Alabamas und dann, im 20. Jahrhundert, in den Jazzclubs und Drogenhäusern Harlems. Hat die vorerst letzte Generation schließlich die Chance, einen Platz in der Gesellschaft zu finden, den sie Heimat nennen kann und wo man nicht als Menschen zweiter Klasse angesehen wird?
Mit einer enormen erzählerischen Kraft zeichnet Yaa Gyasi die Wege der Frauen und ihrer Nachkommen über Generationen bis in die Gegenwart hinein. Heimkehren ist ein bewegendes Stück Literatur von beeindruckender politischer Aktualität.