Eine 102-Jährige, die sich im Römischen Garten an der Elbe an die Gärtnerin erinnert, die diesen Ort entwarf und einst die große Liebe ihrer Mutter war. An den Krieg, an ihre eigenen Lieben.
Eine 18-Jährige, die ihren guten Stolz vor falscher Sorge rettet, die eigene Haut und die Anderer tätowierend verteidigt und einen Weg zwischen Stille und Schweigen sucht.
Der 26-Jährige, der seinen Zwilling verlor und Sprachen erfindet, für den eigenen Verlust aber keine findet.
Ich werde die Drei vermissen. Die letzte Seite ist gelesen und ich lasse die Geschichte ungern gehen, die Katherina Hagena so wundervoll, mit feinem Humor und mit so viel Freude an Sprache erzählt. Am bedrohten Fluss angesiedelt und zwischen den mythischen Flüssen von Erinnerung und Vergessen. Dankeschön, Gedankeschön.
Ganz sicher jetzt schon eins meiner Lieblingsbücher dieses Jahres.
(Das etwas nichtssagende Cover und der unzureichende Klappentext vermögen die Schönheit dieses Buches nicht recht zu treffen.)
Mit Wärme, sprachlicher Kraft und feinem Witz erzählt Katharina Hagena von drei Menschen, drei Schicksalen – und zwölf Frühsommertagen an der Elbe, die alles verändern. »Flusslinien« ist ein so bewegender wie vielschichtiger Generationenroman über das Leben mit den Wunden, die uns zeichnen, und die Frage, wie man lernt loszulassen, zu vertrauen und weiterzuatmen.
Margrit Raven ist hundertzwei und wartet auf den Tod. Früher war sie Stimmbildnerin, jetzt lebt sie in einer Seniorenresidenz an der Elbe. Jeden Tag lässt sie sich von dem jungen Fahrer Arthur in den Römischen Garten bringen. Dort, mit Blick auf den Fluss, erinnert sie sich: an ihre Kindheit, den Krieg, ihre Liebhaber und an das, was sie über die einstige Gärtnerin dieses Parks weiß, Else, die große Liebe ihrer Mutter.
Die Erinnerungen halten Margrit am Leben – und die Besuche ihrer zornigen Enkelin. Luzie hat sich kurz vor dem Abitur von der Schule abgemeldet und übernachtet nun allein in einer Hütte an der Elbe. Während sie Margrit, deren Mitbewohner und sich selbst im Keller der Seniorenresidenz tätowiert, versucht sie, Stich für Stich, ihre Kraft und ihr Leben zurückzugewinnen.
Und dann ist da noch Arthur. Wenn er gerade niemanden zur Dialyse fährt, sucht er mit einer Metallsonde den Strand ab, erfindet Sprachen, kämpft für gefährdete Arten und ringt mit einer Schuld.
Um nicht vom Strom der eigenen Erinnerungen fortgerissen zu werden, müssen sich die drei auf sich selbst besinnen. Und aufeinander einlassen.