Annie Ernaux, in Frankreich schon lange eine literarische Legende, hierzulande werden ihre
Bücher gerade erst entdeckt. Mit „Eine Frau“ veröffentlicht der Suhrkamp-Verlag ein Buch,
das im Original bereits 1987 erschienen ist. Ein Versuch das Leben ihrer Mutter zu erkunden.
„Dies ist keine Biographie und natürlich kein Roman, eher etwas zwischen Literatur,
Soziologie und Geschichtsschreibung.“
Der Text beginnt mit dem Tode der Mutter im Jahre
1986, erzählt ihr Leben: Geburt 1906 in der Normandie, kurzer Schulbesuch, Arbeiterin,
Heirat, Ladenbesitzerin, Kinder, später Rentnerin und endet mit der Zerstörung durch
Alzheimer. Präzise und nüchtern geschrieben ist dieses Buch ein berührendes Leseerlebnis.
Die Übersetzung kommt aus dem Französischen von Sonja Finck.
Dreizehn Tage nach dem Tod ihrer Mutter im Jahr 1986 schreibt Annie Ernaux ein kurzes, schmerzhaftes Requiem. Und lässt die Mutter als Repräsentantin einer Zeit und eines Milieus auferstehen, das auch das ihre war.
Das Leben ihrer Mutter: geboren um die Jahrhundertwende in der Normandie, Arbeiterin, dann Ladenbesitzerin, Ehefrau, zweifache Mutter, lebenslustig und offen, Körper und Geist werden später langsam durch Alzheimer zerstört. Das Ende war für die Tochter vorauszusehen, die Wirklichkeit des Todes scheint indessen kaum erträglich. Zeit ihres Lebens kämpfte die Mutter darum, ihren sozialen Status zu erhalten, ihn vielleicht sogar zu überwinden. Erst der Tochter wird dies gelingen, eine Distanz zwischen den beiden entsteht. Auch darauf blickt Annie Ernaux zurück, voller Zärtlichkeit und Abscheu und Schuldgefühl.