Bekannt ist uns der schwerblütige und düstere Philosoph Arthur Schopenhauer als griesgrämiger, misanthropischer Pessimist, der sich von allem Irdischen abwendet, um sich seinen inneren Betrachtungen und seiner Philosophie zu widmen. Auch er sehnte sich insgeheim bei aller Frauenfeindlichkeit in seinen Schriften nach der Liebe einer Frau!
Hier erleben wir ihn einmal von einer anderen Seite: wohlgemut und lebensfroh bricht er zu einer Reise nach Venedig auf, wo er den Dichter gleichen Alters Lord Byron zu treffen gedenkt. Er hat sein Werk Die Welt als Wille und Vorstellung vollendet ist aber mit dem Verleger Brockhaus unzufrieden, weil dieser seine philosophische Schrift nicht rechtzeitig veröffentlicht hat. Mit einem Empfehlungsschreiben Goethes sollte es ihm nun möglich sein, bei Lord Byron vorzusprechen.
Eine authentische Begegnung zwischen dem Dichter und Frauenheld Lord Byron und dem Philosophen Schopenhauer ist nicht überliefert. In diesem Roman jedoch findet sie statt unter den Masken des Karnevals mit einem geistreichen und leichtfüßigen Wortwechsel. Venedig mit seinen Gondolieri, seinen monumentalen Bauten und Kunstschätzen und seinem unvergleichlichen Flair von Leichtlebigkeit und Sinnenfreude ist gerade der richtige Ort für dieses Treffen, denn es wird auch um die Liebe und um die Eifersucht gehen! Kaum vorzustellen bei dem als Frauenfeind bekannten Philosophen! Aber es gab eine Geliebte, Teresa mit Namen, und es gab die Lebensfreude, sich in der Stadt Venedig zu tummeln und die Begegnungen mit vielen Menschen zu suchen. Es gab aber auch immer das Denken, das sich anlässlich eines Lokalbesuchs im Rudel lärmender Besucher deutscher Sprache in diesem Satz manifestiert: »Wenn ich doch nur die Illusion loswerden könnte, dieses Kröten- und Ottern-Gezücht für meinesgleichen anzusehen; da wäre mit viel geholfen.«