Wer liebt sie nicht, die Romane von Philip Roth, Jonathan Franzen oder gar den Stoner von John Williams? Tatsächlich geht es mir wie dem Erzähler des kleinen Bändchens: Auch meine Bücherregale werden von amerikanischen Romanen bevölkert. Insofern ist der neue Roman von Tanguy Viel schon eine Pflichtlektüre für alle Leser von Boyle, Updike & Co. Mit viel Esprit und Liebe zu einer schon universal anmutenden Erzählform kreiert der Autor aus Versatzstücken des Genres eine rasante, selbstreflexive Geschichte. Sehr lesensert!
Dwayne Koster ist ein amerikanischer Literaturprofessor um die fünfzig. Er lebt in der verrottenden Autostadt Detroit (der passend depressiven Kulisse für seine große Krise), er ist geschieden, hat ein Techtelmechtel mit einer unglaublich jungen Studentin, und seine Exfrau Susan hat sich ausgerechnet mit seinem größten Widersacher eingelassen. Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor? Gewiss kein Zufall, denn der Erzähler ist ein französischer Autor, der einen Roman nach amerikanischem Vorbild schreiben will, um endlich berühmt zu werden. Was fehlt ihm also noch, diesem Dwayne in der Midlifecrisis, zum amerikanischen Romanhelden? Eine klare zeitgenössische Verankerung (der Tod Kennedys, der 11. September,der Irakkrieg), ein Hang zum Alkohol und zum Glücksspiel, endlose Highways, die passende Filmmusik und maskuline Selbsterfahrung in freier Natur. Doch während der Erzähler sich selbst beim Erfinden eines Romans zuschaut, muss er erleben, wie seine Figuren lebendig werden und sich auf und davon machen.