Im August 2008 verschwindet Bennie, der vierjährige Sohn des Princeton-Professors Bram Mannheim, aus dem Haus seiner Eltern. Die Polizei findet kaum Spuren und erklärt ihn irgendwann für tot. Das ist wohl das Schrecklichste, was einem Vater passieren kann, denkt man, dass das eigene Kind plötzlich weg ist. Aber Leon de Winter zeigt uns eindrücklich, dass es noch schlimmer kommen kann.
Denn Bennie taucht 16 Jahre später wieder auf, als junger, fanatischer Moslem, Sprengstoff in der Tasche, unterwegs, um sich und möglichst viele andere als Selbstmordattentäter in die Luft zu jagen. Leon de Winters neuer Roman "Das Recht auf Rückkehr" spielt also im Jahr 2024, in Israel, das in dieser gar nicht mehr so fernen Zukunft zu einem Rumpfstaat geschrumpft ist, nicht viel größer als Tel Aviv und seine Vorstädte, von gewaltigen Sicherungsanlagen umgeben, belauert von Palästinensern, die längst in Jerusalem sitzen und gelassen abwarten, dass der Staat Israel von der Landkarte verschwindet.
Leon de Winter entwirft eine düstere Vision von der Zukunft Israels und spricht dabei natürlich von heute, von den Sehnsüchten und Ängsten der Menschen, von ihren Schwächen und Leidenschaften, und er lässt uns all das in der Figur des Bram Mannheim erleben, eines pragmatischen, zweifelnden, klugen, warmherzigen Juden, den die Suche nach seinem Kind um den halben Erdball treibt und der zum Schluss tatsächlich so etwas wie das Glück findet. Ein wildes, raffiniertes, großartiges Buch.