Eine Dystopie, in der sich eine Frau mit ihrer Familie nach einer Wahl in einem autoritären Staat wiederfindet. Kein ferner Staat, sondern Irland. Sie arbeitet als Wissenschaftlerin, ist mit einem Gewerkschafter verheiratet, sie haben vier Kinder. Eilish kümmert sich auch um ihren an Demenz erkrankten Vater. Die Familie lebt wie viele von uns in dem Vertrauen darauf, gewisse Rechte als Mensch und Bürger*in zu haben. Doch was, wenn eine demokratisch gewählte Regierung diese Rechte auflöst? Widerstand regt sich und schon bald ist Krieg. Ihr Mann verschwindet gleich zu Beginn, verhaftet, vielleicht tot. Eilish ist auf sich gestellt. Was tun?
Was mir richtig gut gefällt: Die Geschichte wird aus dem Alltag heraus erzählt. Als „normal“ angenommene Dinge laufen weiter, ob Zähneputzen, Einkaufen oder Schule. Aber sie verändern sich, manche drastisch, manche unmerklich.
Paul Lynch ist für diesen Roman mit dem Booker-Preis ausgezeichnet worden. Ich hörte Interviews mit ihm und mein Wunsch wuchs, das Buch zu lesen. Es ist gut. Es ist ein so wichtiges Gedankenspiel in Zeiten, in denen die so selbstverständlich hingenommene Demokratie in der westlichen Welt akut bedroht ist.
Aus dem Englischen von Eike Schönfeld.
An einem dunklen, regennassen Abend in Dublin öffnet die Wissenschaftlerin und vierfache Mutter Eilish Stack ihre Haustür und steht zwei Beamten der neu gegründeten irischen Geheimpolizei gegenüber. Sie sind gekommen, um ihren Mann Larry, einen bekannten Gewerkschafter, zu verhören. Kurz nach dieser Begegnung mit der Polizei verschwindet Larry, und sehr schnell beginnen die Dinge in Eilishs Welt aus dem Ruder zu laufen.
Irland befindet sich in der Gewalt einer Regierung, die auf dem Weg in die Tyrannei ist. Eilish findet sich in der alptraumhaften Logik einer kollabierenden Gesellschaft wieder, angegriffen von unsichtbaren Kräften, die sich ihrer Kontrolle entziehen. Sie ist gezwungen, alles zu tun, um ihre Familie zu schützen und alle zusammenzuhalten. Wie soll sie ihren Kindern erklären, was passiert ist, wenn sie nach dem Vater fragen? Wie wird ihr eigener zunehmend dementer Vater auf die gravierenden Veränderungen seines Alltags reagieren? Und wie weit wird Eilish selbst gehen, um sich und ihre Familie zu retten? »Das Lied des Propheten« ist ein atemloses Porträt einer Familie am Rande der Katastrophe, das stilistisch und emotional seinesgleichen sucht. Paul Lynchs meisterhafter Roman ist das Buch der Stunde – und ein Appell, die entstehenden autoritären Regime der Gegenwart zu bekämpfen.