"Die nicht, sagte das Haus. Okay, sagte ich."
Das Haus verlassen, das will die Erzählerin in diesem Buch. Sie will es verkaufen, dieses alte, eigenwillige Haus, mit dem sie in beredter Zwiesprache steht. Hier wohnt nicht nur jemand, hier lebt jemand. Und in diesem Leben entstehen Verbindungen, ob zum Garten (oh ja), zur Gegend (schön), zu den Nachbarn (schwierig). Wie will man wohnen, wie leben - wo leben?
Hier vielleicht nicht mehr. Und so schaltet die Erzählerin eine Anzeige. Es kommen Menschen, um das Haus zu besichtigen. Und manche, um das Leben darin zu besichtigen. Das Haus bleibt nicht stumm, selbst wenn sich das nicht allen Menschen, die es betreten, erschließt.
Ein großer Text in einem kleinen Buch, das durch die Illustrationen von Kat Menschik zu einem wundervollen Kleinod wird.
Ein wenig irritiert der Goldschnitt, der mich ein wenig ans Gotteslob erinnert, und empfindliche Nasen könnten sich am Geruch stören, der wie viele Museumskataloge dem hochwertigen Druck der Illustrationen geschuldet ist. Das Gute: es ist Frühling, es wird wärmer, man kann das Buch ausgezeichnet mitnehmen und draußen lesen.
Eine poetische Geschichte voll leisem Humor über ein altes Feldsteinhaus, das sich nicht so ohne weiteres von seiner Besitzerin trennen möchte. Und über eine Besitzerin, die eigentlich fortgehen will ...
Es gibt Menschen, die wohnen nicht nur, sondern sie werden von den Eigenarten ihres Hauses magisch angezogen. Sie wollen seine Geschichte erfahren. Sie erforschen, wann das Haus erbaut wurde, wer zuvor darin lebte und wie es dem Haus dabei erging. Für sie ist ein Haus ein geheimnisvolles Wesen, das sich nicht jedem öffnet.
So geht es auch der Erzählerin dieser Geschichte, als sie ein vereinsamtes kleines Feldsteinhaus auf dem Lande bezieht. Während die raubeinige Dorfgemeinschaft sie für ihre Bruchbude belächelt, beginnt sie, das 140 Jahre alte Haus wieder zum Leben zu erwecken – vom Dachboden bis zum Kellergewölbe, vom verwilderten Gemüsegarten bis zu den uralten Obstbäumen.
Doch manchmal kommt dann ein Zeitpunkt, da möchte man zu neuen Ufern aufbrechen. Als die Erzählerin nach zehn Jahren beschließt, ihr Haus zu verkaufen, muss sie feststellen: Man kann auch eine Haus-Beziehung nicht so einfach auflösen. Denn das Haus benimmt sich unerwartet widerspenstig und fremdelt, als sich die Bewerber die Klinke in die Hand geben …